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Stromexperten: keine kurzfristige Preisentspannung durch Aus der EEG-Umlage
23.05.2022
Verbraucherschützer hielten sich seit Herbst 2021 nicht mit Kritik zurück, als viele Stromanbieter nach und nach deutliche Anhebungen ihrer Strompreise bekannt gaben. Besonders starken Gegenwind erhielten zahlreiche Billiganbieter, die Kunden mit günstigen Tarifen wegen der erwarteten Preisanstiege vorausschauend Kündigungsschreiben zukommen ließen. Tausende deutsche Stromkunden fanden sich infolge der Kündigung kurzfristig in der örtlichen Grundversorgung wider – vielfach war auch dies mit höheren Ausgaben für Strom verbunden. Die Kritik in Richtung der „Energie-Discounter“ bezog sich vor allem darauf, dass der Grund für die einseitige Kündigung vielfach nicht eine drohende Pleite war, sondern eher der wahrscheinliche Umsatzrückgang durch garantierte Abnahmepreise bei zeitgleich steigenden Beschaffungspreisen. Der Krieg in der Ukraine verstärkt die Verbrauchersorgen seit nunmehr rund drei Monaten zusätzlich. Als Reaktion setzt der Bund im Sinne des Verbraucherschutzes auf das sogenannte Energieentlastungsgesetz.
Neben Steuersenkungen auf Kraftstoffe soll vor allem die Abschaffung der Umlage nach dem Erneuerbare-Energie-Gesetz für Entspannung sorgen und Haushalte vor weiter steigenden Strom- und Gaspreisen schützen. Dass dies in der erhofften Art und Weise gelingen wird, bezweifeln die Experten des Vergleichsportals Verivox, nachdem sie sich eingehend mit der aktuellen Situation im Bereich der Grundversorgung beschäftigt haben.
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Wie wirksam ist die Entscheidung zum Ende der EEG-Umlage wirklich?
Auf einfachen Punkt gebracht, lautet die Quintessenz der Analyse: Zwar bedeutet das Ende der EEG-Umlage in der Tat eine gewisse Entlastung. Die Strompreise jedoch dürften weiterhin so stark zulegen, dass die Ersparnis nach Abschaffung der Umlage nur einen Teil der wahrscheinlichen Mehrkosten wird ausgleichen können. Daran ändert auch die lobenswert schnelle Entscheidung des Bundesrates wenig. Hinweise auf einen fortgesetzten Anstieg der Stromkosten gibt es schon seit Monaten – der Krieg und ein drohendes Energieembargo gegenüber Russland sorgt zu immer neuen Rekorden im Bereich der Großhandelspreise. Dies wiederum veranlasst eine zunehmend größere Gruppe Anbieter zu einer Anpassung ihrer Tarifmodelle. Vertraglich zugesicherte Preisgarantien stellen für Verbraucherschützer nur bedingt einen Schutz für Verbraucher dar. Kündigungen sind wegen der besonderen Herausforderungen dennoch nicht ausgeschlossen – dies zeigte die eingangs erwähnte Welle von Kündigungen mehr als deutlich.
Inzwischen haben bereits hunderte Stromanbieter Mehrbelastungen über höhere Preise an ihre Endkunden weitergegeben. Weitere Versorger, so die Spezialisten im Hause Verivox, dürften sich daran ein Beispiel nehmen.
Verbraucher müssen sich auf weitere Belastungen einstellen
Von welchen Auswirkungen gehen die Stromexperten durch die Abschaffung der EEG-Umlage ab Juli 2022 nun aus? Hier lohnt sich der Blick auf die berechneten Daten. Endkunden werden innerhalb der örtlichen Grundversorgung für Strom rund 12 Prozent einsparen. Insofern verfehlt die Abschaffung der Umlage nicht vollends ihren Zweck. Die Aussage des Bundes zu angestrebten Einsparung greift aus Verbrauchersicht jedoch zu kurz. Zwar wird der Wegfall der Umlage die Ausgaben bei einem Jahresverbrauch von 4.000 Kilowattstunden (kWh) eine Entlastung um 177 nach sich ziehen. Zeitgleich erwarten die Experten durch den Anstieg der Marktpreise ein durchschnittliches Plus der Stromausgaben um 254 Euro (etwa 19,6 Prozent) für einen solchen Beispiel-Haushalt. Unterm Strich entspricht dies somit Mehrkosten in Höhe von 78 Euro. Dass diese Einschätzungen berechtigt sein dürften, verdeutlichen die Entwicklungen seit Jahresbeginn.
Weitere Stromanbieter kündigen höhere Kosten an
Die aktuelle Verivox-Analyse verweist auf insgesamt 740 Preisanhebungen, die bereits in die Tat umgesetzt oder wenigstens angekündigt wurden. Die durchschnittliche Anhebung liegt bisher bei etwa 20 Prozent. Weitere rund 100 Preisänderungen sollen im Juni 2022 folgen. So wird der Staat durch das allmähliche Auslaufen der Umlage (schließlich wird der Bund diese noch bis Jahresende übernehmen) eher verhindern, dass die Mehrausgaben für Stromkunden noch deutlicher steigen, als die ohne den rechtlichen Schritt der Fall wäre. Verivox geht von weiteren Anstiegen ab der Jahresmitte aus. Ebenfalls befassten sich die Experten mit der derzeitigen Informationslage rund um die Abschaffung der Umlage. Rechtlich sind die Grundversorger im Land dazu verpflichtet, Einsparungen an Endkunden weiterzugeben – und zwar direkt.
Kommen Entlastungen erst in Monaten bei Endkunden an?
Auch müssen Kunden über bevorstehende Entwicklungen in Kenntnis gesetzt werden. Bei Redaktionsschluss (und laut dem Vergleichsportal) hatten lediglich 30 von gut 800 Grundversorgern auf ihren Internetpräsenzen auf kommende Preissenkungen hingewiesen. Ein möglicher Grund für diesen überschaubaren Anteil könnte sein, dass mancher eben keine allzu schnelle Weitergabe geringerer Kosten an die Kundschaft plant. Schon im Zusammenhang mit der vorübergehenden Senkung der Mehrwertsteuer im ersten Corona-Jahr 2020 hatten sich viele Anbieter entschieden, Preisvorteile nicht direkt, sondern verspätet über die jährliche Schlussrechnung an Kunden weiterzureichen.
Dies könnte auch in Verbindung mit der EEG-Umlage beziehungsweise ihrer Abschaffung der Königsweg für viele Grundversorger sein. Inwieweit der Gesetzgeber in diesem Punkt Möglichkeiten zur Intervention hat, kann an dieser Stelle nicht beantwortet werden.
Grundversorger entscheidend über Wohl und Wehe der Endkunden
Für zahlreiche Haushalte mit geringen Einkünften wäre eine spätere Rückzahlung nicht ohne Risiko. Hohe Strompreise stellen schon jetzt ein erhebliches wirtschaftliches Problem dar. Erstattungen über die Jahresabrechnung kommen schlimmstenfalls zu spät. Aktuell ist kaum absehbar, welche Entwicklungen sich auf dem Strommarkt in den kommenden Monaten noch abzeichnen werden. So könnten die erhofften positiven Effekte durch das Ende der Umlage für den Ausbau erneuerbarer Energien am Ende sogar vollends verpuffen. Eine wichtige Rolle wird in diesem Kontext spielen, ob es der Bundesregierung gelingt, ihre Ziele zur Vermeidung von Versorgungslücken zu erreichen. Verbraucherschützer empfehlen inzwischen, über mögliche Anpassungen der monatlichen Abschläge nachzudenken, um hohe Einmalforderungen im neuen Jahr zu vermeiden.
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