Pläne zum Ende von Gas- und Ölheizungen: Zunehmende Angst vor Netzüberlastungen
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In vielen Regionen Deutschlands gab es bereits erste deutliche Wettereinbrüche. Vor dem Hintergrund des Aufrufs der Politik zum Energiesparen stellen sich viele Haushalte die Frage: Wie lange kann aufs Heizen verzichten? Wann ist die persönliche Schmerzgrenze erreicht? Viele Politiker ließen sich in den letzten Wochen zu mehr oder minder wertvollen Tipps zum Sparen hinreißen. Besonders der Tipp des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann aus dem August dürfte wohl in der einen oder anderen Form nachhaltig Einzug in den Sprachgebrauch halten. Kretschmann hatte zum Einsatz eines Waschlappens anstelle der täglichen Dusche aufgerufen und sich damit allem die Kritik vonseiten verschiedener Sozialverbände geerntet. Wichtiger als solche Bonmots sind die derzeitigen meteorologischen Entwicklungen und der Trend auf dem Energiemarkt.
Eine aktuelle Auswertung des Vergleichsportals verweist nun auf einen regelrechten Preisschock, dem sich Verbraucher im September ausgesetzt sahen. Ein Kernproblem: Der eigentliche Heizbedarf fiel gegenüber früheren Jahren im September bereits deutlich höher aus.
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Die Hoffnung vieler Haushalte dürfte dieser Tage die von Wetterexperten in Aussicht gestellte Hoffnung auf einen sprichwörtlichen „goldenen Oktober“ sein. Sollten sich die Prognosen bestätigen, könnte vielerorts vergleichsweise häufig aufs Heizen verzichtet werden. An den Tatsachen im Energiesektor ändert dies freilich nichts. Die Verivox-Experten kommen in ihren Berechnungen zu dem Ergebnis, dass die hohen Marktpreise die Kosten beim Betrieb von Gasheizungen im Vergleich zum Jahr 2021 im Durchschnitt um gut 505 Prozent gestiegen sind. Nutzer von Ölheizungen wiederum zahlten 288 Prozent mehr als im Vorjahr. Für die Analyse wurden unter anderem auch vom Deutschen Wetterdienst zur Verfügung gestellte Informationen verwendet. Zum besseren Verständnis der Daten ist es wichtig zu erwähnen: Die Heizsaison 2021 war unter deutlich besseren Vorzeichen gestartet.
Der September 2022 – als erster Monat der Heizperiode – sei weitaus weniger mild verlaufen und in vielen Regionen von Nässe und Kälte geprägt gewesen. Daraus habe sich für einen typischen Musterhaushalt im Einfamilienhaus mit einem jährlichen Verbrauch von 20.000 kWh ein um 81 Prozent höherer Heizbedarf gegenüber dem Vorjahr ergeben.
Gerade für den dominierenden Bereich der Gaskunden ist dies trotz der Erklärungen ohne Frage kein wirklicher Trost. Mehrkosten in Höhe von 288 Prozent stellen Millionen deutsche Haushalte vor massive Herausforderungen. Und nicht jeder Haushalt wird dieses Problem lösen können. Interessant ist im Vergleich der Blick auf die tatsächliche Entwicklung der Preise. Der Verbraucherpreisindex aus dem Hause Verivox wies für den September 2021 einen durchschnittlichen Preis von 6,49 Cent je Kilowattstunde Gas aus. Dem steht ein Preis von 21,75 Cent für den September dieses Jahres gegenüber. Ein Anstieg um etwa 235 Prozent. Ausgelöst wurde die Krise bekanntlich durch den enormen Anstieg der Beschaffungskosten, die Versorger auf dem Weltmarkt zahlen müssen. Der Importpreis für Erdgas (Quelle: Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) ist im Vergleich zum Vorjahr um 387 Prozent gestiegen.
Der sogenannte „Grenzübergangspreis“ hatte nach Angaben des Bundesamtes im Juli 2021 noch bei 21,29 Euro gelegen, lag 12 Monate später aber bereits bei 103,72 Euro pro Megawattstunde. Für Ölkunden sieht die Lage momentan nicht weniger schlecht aus. Der mittlere Preis pro Hektoliter leichten Heizöls ist den Berechnungen zufolge von rund 74 Euro im September 2021 um 114 Prozent auf 158 Euro gestiegen – pünktlich zum Beginn der Heizsaison 2022.
Dieser Tage sind es vor allem auch die Preise für die Deckung akuten/kurzfristigen Bedarf beim Handel mit Gas auf dem Spotmarkt. Hier geben die Analysten den Preisanstieg im Jahresvergleich mit mehr als 240 Prozent an. Bei Redaktionsschluss kostete eine Megawattstunde hier gut 170 Euro. In den vergangenen Jahren hatte sich der Preis im Rahmen von zehn bis maximal 25 Euro bewegt. Verivox-Energiespezialist Thorsten Storck kommt angesichts dieser Zahlen zu einem eindeutigen Urteil: Deutsche Heizkunden müssen sich auf einen kostspieligen Winter einrichten. Die seit Oktober geltende reduzierte Mehrwertsteuer auf Gas von sieben statt wie bisher 19 Prozent könne lediglich einen Teil der Mehrkosten auffangen.
Entspannung könnte Experten zufolge der – keineswegs unumstrittene – Preisdeckel für Energie bringen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist aber weder die genaue Höhe der Deckelung noch der Starttermin bekannt. So können Verbraucher nur hoffen, dass es nicht zu einem frühzeitigen Wintereinbruch und die Politik neue Ideen zur Eindämmung weiterer Rekordpreise findet.
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